Warum ich immer noch zu oft JA sage
Ich bin ein Mensch, der meist immer JA gesagt hat. Das Nein-Sagen mußte ich erst über lange Zeit lernen. Und auch heute ist es noch so, daß ich viel zu wenig Nein sage.
Dafür gibt es die unterschiedlichsten Gründe. Ich habe mal an mir selbst beobachtet, wann ich denn JA sage, auch wenn mir eher nach einem NEIN ist.
JA – denn ich werde gerne gelobt
Wer kennt das nicht? Ein Lob tut gut und man freut sich sehr darüber. Auch dem Selbstbewußtsein gibt das einen kräftigen Schub nach vorne. Oftmals muß man dafür aber vielleicht (ungewollt) Ja sagen. Ja dazu, etwas zu organisieren oder kochen, wozu man gar keine Zeit hat. Ich kenne das vor allem aus meiner Zeit im Elternbeirat. Ob Schülerzeitung oder auch BRK-Tag – ich habe Ja gesagt und wußte in dieser Zeit oftmals nicht, wo mir der Kopf stand. Vor allem deshalb, weil andere besser Nein sagten konnten als ich.
JA – denn ich will dabei sein
Freunde, Familie oder Kollegen planen eine Party oder unternehmen kurzfristig etwas. Obwohl man andere Pläne hat oder den Tag/Abend einfach auf der Couch oder der Terrasse verbringen möchte, sagt man zu. Schließlich möchte man ja nichts verpassen, denn schnell ist man auf darauffolgenden Treffen dann nicht „up to date“ und kommt sich wie ein Außenseiter vor.
Mir geht es zumindest immer so. Ich komme mir da immer ein wenig verloren vor, wenn ich dann nicht mitreden kann. Fragen nach Erzählungen werden oft mit Sätzen wie „wärst du halt mitgegangen“ oder „da hast du echt was verpaßt“ abgetan. Finde ich schade, ist aber leider so.
JA – denn ich möchte nicht für faul gehalten werden
Das trifft vor allem auf die Arbeit zu. Der Chef hat noch eine weitere Zusatzaufgabe für mich und eigentlich habe ich gar keine Zeit dafür, wenn ich alles andere sorgfältig und termingerecht abschließen möchte. Um nicht für faul gehalten zu werden, nehme ich die zusätzliche Arbeit an.
Schließlich will man auch nicht ersetzt werden und setzt sich lieber den hohen Anforderungen der Arbeitswelt aus. Das ist sogar noch so, obwohl mein Mann inzwischen mein Chef ist. Vielleicht hängt das auch mit folgendem Punkt zusammen:
JA – denn Harmonie ist mit wichtiger
Dieses Ja verwende ich überwiegend, wenn es das Familienleben betrifft. Der Mann hat mal wieder andere Vorstellungen vom Wochenende wie ich. Der Sohn hält so gar nichts vom geplanten Familienausflug und ich? Ich sage Ja. Ja zu den Unternehmungen, die der Mann geplant hat und Ja zu den Plänen des Sohnemanns, lieber in seiner Bude zu hocken.
Ich tu mir einfach schwer, meinen Lieben einen Wunsch abzuschlagen. Und weil mir Harmonie eben wichtiger ist, als stundenlange Diskussionen oder gar ein Streit, gehe ich hier Kompromisse ein. Mögen die auch manchmal noch so faul sein. Die Kompromisse.
JA – denn ich möchte mich nicht schuldig fühlen
Die Freundin meldet sich jeden Tag aufs Neue mit ihren Problemen. Und obwohl man selbst seine eigenen Sorgen hat, hört man sich die ihren an, gibt Tips und tröstet sie. Auch wenn schon alles gesagt wurde und man des Themas müde ist. Schließlich würde sie das auch für mich tun. Oder?
Mein Mann sagt hier gerne, daß dies wohl an meinem Helfer-Syndrom liegt. Kann ich jemanden nicht unterstützen, fühle ich mich schuldig. Schuldig, nicht geholfen zu haben. Ist komisch, ist aber so. Gerade bei guten Freunden fällt es mir schwer, eine Bitte abzuschlagen oder helfend zu reagieren.
JA – denn ich möchte die Erwartungen anderer erfüllen
„Ich bin gerade in der Nähe, das Wetter ist so toll, ich bringe Fleisch und Salate mit, laßt uns auf Eurer Terrasse grillen“ sprach mein Bruder und verlegte seine Geburtstagsfeier samt der ganzen Familie kurzerhand zu uns.
Ich liebe Besuch, ehrlich. Und wir gelten nicht umsonst als gute Gastgeber im Familien- und Freundeskreis. Manchmal möchte man bei solchen Hauruck-Aktionen aber auch einfach nein sagen. Tut man dann aber nicht. Weil die Erwartungen an uns als Gastgeber eben hoch sind. Und irgendwie, weil alle anderen Ja-Sag-Gründe hier eine große Rolle spielen.
In Sachen Erwartungen kommt in diesem speziellen Beispiel alles zusammen: das Lob, über das man sich freut, weil es bei uns einfach immer schön ist. Man ist dabei und erfährt den neuesten Familientratsch.
Weiterhin gilt man als fleißig, weil man einfach mal schnell alles Wichtige auf den Tisch zaubert und überhaupt die Harmonie. Die muß sein. Und schließlich möchte man sich ja nicht schuldig fühlen, daß ein Geburtstag nicht so schön, wie erhofft ist. Gerade auch in Familiendingen ist das NEIN sagen verdammt schwer.
In Zukunft werde ich aber wieder öfter NEIN sagen. Damit aber ein JA zu mir. Denn auch ich habe meine eigenen Bedürfnisse, die genauso wichtig, wie die der anderen sind.
Wie ist das eigentlich bei Euch? Sagt Ihr auch viel zu oft Ja und ärgert Euch dann darüber? Oder seid Ihr schon geübt darin, nein zu sagen, wenn Ihr nein meint?
Ich kann das so nachvollziehen! Ich sag auch ständig ja zu allem und jeden ohne richtig darüber nachzudenken. Man will ja so wie du schreibst niemanden enttäuschen oder im Stich lassen. Man sollte wirklich viel öfters Nein sagen, aber leider gelingt mir das nur sehr schwer! Alles Liebe Iris
Solange man sich nicht komplett selbst dabei vergisst, ist – denke ich – alles gut. Aber manchmal kann es einfach zuviel werden.
Alles Liebe!
Ich verstehe dich so gut: ich bin auch ein harmonieliebender Mensch und könnte nicht Nein sagen, wenn das aus dem Gleichgewicht gerät!
Alles Liebe,
Sissy von
Modern Snowwhite
Hallo liebe Sissy,
ich glaube, daß genau das das größte Problem ist: wenn man die Harmonie so sehr liebt wie wir.
Dann fällt auch das Nein-Sagen schwer.
Herzliche Grüße
Sandra
Das ist doch mal ein Artikel mit wirklichem Mehrwert! Mir selbst geht es zwar garnicht so – ich bin sehr gut im Nein sagen.. Aber ich sehe oft an anderen Leuten, wie sie sich zu viel aufladen durch das fehlen der Fähigkeit auch mal nein zu sagen!
Danke für diesen tollen Artikel!
Liebe Grüße,
Anni von http://www.yogagypsy.de
Hallo liebe Anni,
meinen Respekt hast Du – es ist nicht so leicht, nein zu sagen. Schön, daß du das kannst.
Ich selbst übe noch.
Alles Liebe an Dich
Sandra
Mir fehlt immer sehr schwer nein zu sagen, besonders wenn es um Familie geht. Ich muss endlich lernen nein zu sagen, sonst werde ich verrückt.. 🙂 Danke für den tollen Beitrag!
Danke Dir liebe Azra. Ja, manchmal ist das schon schwer. Gerade bei der Familie ist das ein sensibles Thema.
Sei lieb gegrüßt
Sandra
Hi 🙂
Mir gefällt dein Blog – ich liebe es, wenn jemand mal nicht “nur” Bilder postet, sondern vor allem tiefgründigere bzw. wirklich durchdachte Texte schreibt! Das ist so viel erfüllender und gibt mir immer so viel mehr als “nur” Oberflächlichkeiten! Der Text ist super! Danke Dafür!
Alles Liebe, Deine Eva https://schreibzeit.wixsite.com/schreibzeit
Hallo liebe Eva,
vielen lieben Dank für Dein Lob! Hat mich sehr gefreut.
Liebe Grüße an Dich
Sandra
Ich sage oft “Ja” und bereue es manchmal sogar. Dein Post hat mich richtig zum Nachdenken gebracht. Es ist dir richtig gelungen 🙂
Wünsche dir noch eine schönen Abend,
Jessica von http://www.jefame.com
Dankeschön liebe Jessica!
Für mich ist das ein dickes Lob.
Alles Liebe
Sandra
Toller Beitrag! Das Thema geht mir ständig durch den Kopf 🙂
Ich arbeite gerade daran endlich mal Nein zu sagen, weil ich merke, dass das Ja-Sagen mich total kaputt macht….
Ich sage Ja, um wie du sagst, sich nicht irgendwie schuldig zu fühlen oder für faul gehalten zu werden, aber im Endeffekt ist man total unglücklich…
Danke für deinen Beitrag! Er hat bei mir auf jeden Fall für mehr Motivation gesorgt nicht ständig Ja zu sagen 🙂
Liebe Grüße und einen schönen Abend
Elina
Das freut mich liebe Elina!
Danke für Deinen tollen Kommentar.
Liebe Grüße an Dih
Sandra
TollerBeitrag immer weiter so lg Kathi
Ich geb mir Mühe ;o)
Liebe Grüße
Sandra
Hey,
ich habe es, auf Grund von Erfahrungen geschafft, auch wirklich Nein zu sagen. Auch wenn es mir noch schwer fällt- es bringt einfach nichts, etwas zu tun, was man nicht wirklich möchte, denn dann wird es nur halbherzig.
Mut zum Nein ist für viele Menschen ein Problem.
Liebe Grüße!
Hallo liebe Jenny,
da hast Du recht. Man muß schon mutig sein, um tatsächlich nein sagen zu können.
Liebe Grüße
Sandra