Kortison – manchmal Freund, manchmal Feind
Kreisrunden Haarausfall können viele Ärzte feststellen. Um Euch allerdings ausreichende Informationen zu geben und die richtige Behandlung in die Wege zu leiten, sollte ein Dermatologe (Hautarzt) die erste Wahl sein.
Sollte bei Euch bereits eine Autoimmunerkrankung vorliegen oder Verdacht auf Schilddrüsenprobleme bestehen, dann kann es zusätzlich sinnvoll sein, einen Internisten bzw. Endokrinologen mit ins Boot zu holen.
Ideal ist es, beides „an der Hand zu haben“. Mit dieser Kombination habe ich die besten Erfahrungen gemacht.
Seit dem verstärkten Ausbruch 2015 meiner Alopecia Areata bin ich also wieder regelmäßig bei den Ärzten meines Vertrauens in Behandlung. Wobei mich mein Hautdoc hier wesentlich öfter sieht.
Der klassische Einstieg in die Therapie bei kreisrundem Haarausfall ist und bleibt wohl Kortison. Dieses wird entweder per Creme, Lösung oder auch oral verabreicht. Weiterhin gibt es noch die direkten Injektionen in die Kopfhaut sowie eine sog. Pulstherapie (intravenöse Kortison-Stoßtherapie).
Über die Einnahme oder Verwendung von Kortison läßt sich ja ganz wunderbar streiten. Nach inzwischen jahrelanger Erfahrung und auch Nebenwirkungen steht für mich eins fest: Kortison ist und bleibt scheiße! Zumindest dann, wenn man es langfristig verwendet. Dennoch habe ich mich nach langer Diskussion doch wieder dafür entschieden und mich zeitweise als „Versuchsobjekt“ für meinen Hautarzt zur Verfügung gestellt.
Kortison als Fein und Freund
Wie schon 2004 erhielt ich nach dem erneuten Ausbruch der Erkrankung die Injektionen direkt in die Kopfhaut. Nach wie vor ist dieses Prozedere einfach nur unangenehm. Es ist bei weitem nicht mehr zu schmerzhaft wie noch vor Jahren. Angenehm geht trotzdem anders.
Meine Kopfhaut war nach den Injektionen tagelang extrem sensibel und gereizt. Bei jeder kleinen Berührung bin ich an die Decke gegangen und überhaupt kribbelte und juckte es ganz gemein. Nachdem sich nach einem halben Jahr gar nichts tat, habe ich mich mit meinem Dermatologen noch auf orale Einnahme geeinigt. Für ein weiteres halbes Jahr.
Mehr als 20kg Zunahme hat aber auch die Tabletteneinnahme nicht gebracht. Im Gegenteil. Die Haare fielen munter weiter aus, die Stellen wurden größer und größer. Nachdem sich hier nichts verbesserte und es sich inzwischen um große Areale handelte, probieren wir es jetzt seit einem halben Jahr mit einer Creme, die ich mir zweimal täglich auf die haarlosen Stellen auftrage.
Und komischerweise spricht genau diese an, obwohl wir uns, aufgrund der geringen Eindringtiefe, die wenigsten Hoffnungen machten. An den Stellen, an denen ich creme, wachsen die Haare wieder schneller nach. Zwar ungleichmäßig, aber die sprießen. Allerdings ganz dünn und weiß. In der bisher niedrigsten Konzentration wurde Kortison wieder (m)ein Freund.
Allerdings – und das habe ich absichtlich ausprobiert – wächst da, wo man nicht schmiert kaum etwas oder langsamer nach. Hört man mit dem Schmieren auf, hat sich auch das mit dem Nachwachsen erledigt.
Einerseits freue ich mich, daß ich momentan mit dieser Creme gute Erfahrungen mache. Andererseits ändert es gar nichts daran, daß an anderen Stellen die Haare nicht weiter ausfallen. Im Moment fallen sie schneller aus, als sie nachwachsen.
Auf lange, mittelfristige kurze Sicht werde ich daher nicht um geschicktes Verstecken per Tuch, Bandana oder ähnliches herumkommen.